Zu viel oder zu wenig Vorbereitung?

Ich sitze hier an einem Ferienmorgen mit Blick in den
sonnigen, noch kalten Garten und bereite mich auf die erste Schulwoche vor.

Wie oft in letzter Zeit denke ich an eine Kollegin, die mir
vor 20 Jahren erzählte, wie es ist, wenn man sich gut auf die ersten Wochen
vorbereiten will, und dann doch auf Abwege kommt. Alles Mögliche heraussucht,
aber das Wesentliche vergisst. Wie es aber auch vorkommt, dass man dabei alle
möglichen Sprüche und Lieder findet – vielleicht genau das richtige Material
für Monate. Das Interessanteste war, dass sie immer wieder begeistert davon
berichtete, wie ihr oft mangelhaft vorbereitete Unterrichte zum Glück und
Fortschritt der Kinder und ihrer selbst ganz besonders gut gelangen.

Auf der anderen Seite lobte sie ihre Erfahrungen im
Referendariat, (in den Siebzigern) wo sie angehalten war vor Unterrichtsbeginn
minutiöse Zeitplanungen erstellt zu haben.

Kann man dieses Glück planen und jeden Tag genießen? Das
geht!

Ich reduziere seit längerem die Planungen auf das
Allernötigste, lasse sie aber nie weg. Dabei gehe ich in der Planung Jahre
voraus, plane für Monate und (nicht an jedem Tag) auch konkret die Woche und
den nächsten Tag. Immer wieder lasse ich der Phantasie freien Lauf und komme
dabei auf Ideen, auf die ich bei einem strengen Planen nie gekommen wäre.

Erst die Unruhe, die sofort aufkommt, wenn etwas noch nicht
genügend überlegt war, führt mich unweigerlich zu den Dingen, auf die es
ankommt. Das hat überwiegend mit Dingen zu tun, die ich bereits erlebt habe. Habe
ich also die Gründe, die zu etwas Gelungenem oder Misslungenem in den letzten
Tagen oder Wochen geführt haben genug erwogen, so werde ich neuen Erlebnissen
ähnlicher Art mit forschendem Interesse, heiter und mutig begegnen. Bleibt
diese Stimmung und innere Haltung im Unterricht – durch genügende Verarbeitung
des Gewesenen – bestehen, (oder taucht wenigstens immer wieder auf) so fällt
einem ja oft im Unterricht auch noch viel Neues ein, das noch viel besser
passt, als alles Geplante.

Und die Planungen des Tages, (oder: ca. alle zwei Wochen
eines Muster-Tages) der Wochen und des Jahres bewahren mich davor, in der
Begeisterung für den Augenblick die Wahrnehmung der rhythmischen Prozesse in
der Klasse und bei einzelnen Kindern zu verlieren. Es ist also wieder mal so:
die Möglichkeit zur klaren Orientierung am Messbaren befördert die
Wahrnehmungsfähigkeit für das Unwägbare.

Die soeben geschilderte Ausspannung zwischen Minuten-Planung
und völliger Offenheit bringt mich in die glückliche Lage konkret und
gegenwärtig (und nicht nur klug-geplant) mit den Kinder-Typen, die
Temperamenten und insbesondere mit den Inkarnations-und Exkarnations-Bewegungen
der ganzen Kindergruppe arbeiten zu können. Nun kann´s nur noch schief gehen!

Danke für die Rückmeldungen auf den letzten Eintrag und
herzliche Grüße!

 

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